Die IT einer modernen Arztpraxis: Was Sie vor der Niederlassung wirklich wissen müssen
24.11.2025
Erfahren Sie, welche IT eine moderne Arzt- oder Zahnarztpraxis wirklich benötigt – von Praxissoftware über Sicherheit bis Geräteanbindung. Klar, strukturiert, praxisnah.
1. Warum die IT heute ein zentraler Erfolgsfaktor ist
Die Anforderungen an Praxen haben sich stark verändert. Früher reichten ein paar Rechner, ein Drucker und ein Praxisprogramm. Heute hängt nahezu alles von einer gut funktionierenden IT ab:
Patientendaten müssen nach DSGVO und BSI-Vorgaben geschützt werden.
Die Telematikinfrastruktur (TI) ist Pflicht.
Prozesse wie Terminvergabe, Befunddokumentation, Röntgen, Laboranbindung oder Abrechnung laufen digital.
Teams arbeiten softwaregestützt – vom Empfang bis ins Sprechzimmer.
Patientinnen und Patienten erwarten digitale Services wie Online-Termine, Videosprechstunden oder digitale Anamnesen.
Kurz gesagt: Ohne stabile, sichere und professionell geplante IT funktioniert in einer modernen Praxis kaum etwas.
Für Gründerinnen und Gründer ist das besonders relevant, weil IT-Fehler oft spät auffallen – und dann teuer werden. Ein schlecht geplanter Server, ein unpassendes System oder fehlende Sicherheitsstandards können den Praxisbetrieb über Jahre ausbremsen.
2. Die IT-Grundausstattung – was Ihre Praxis wirklich benötigt
Damit Ihre Praxis von Anfang an stabil läuft, benötigen Sie eine klare IT-Struktur. Folgende Bausteine gehören zu jeder modernen Arzt- oder Zahnarztpraxis.
a) Praxissoftware (PVS / ZMV / KIS)
Die Praxissoftware ist das Herz Ihrer gesamten IT. Sie steuert:
Terminmanagement
Patientenakte
Dokumentation
Befunde
KV-Abrechnung
GOÄ / GOZ / BEMA (für Zahnärzte)
Kommunikation mit Laboren, KVen und Dienstleistern
Wichtig:
Überlegen Sie vor der Auswahl, welche Prozesse digital laufen sollen. Einige Systeme sind extrem umfassend, aber wenig intuitiv. Andere sind leicht bedienbar, dafür eingeschränkter.
Achten Sie auf:
Zukunftsfähigkeit und Update-Politik des Herstellers
transparenten Support
gute Schulungsangebote
Schnittstellen zu Geräten und Laboren
Cloud vs. Lokallösung (mehr dazu gleich)
b) Infrastruktur: Server, PCs, Drucker, Netzwerke
Eine stabile Hardware ist die Basis für alles. Dazu gehören:
leistungsfähige Arbeitsplatz-PCs
Monitore in ausreichender Größe
ein Server oder eine Cloud-Umgebung
ein sicheres NAS (Backup)
Router, Firewall, Switches
WLAN für Mitarbeiter (nicht für Patienten!)
Drucker, Scanner, eGK-Lesegeräte
Empfehlung:
Planen Sie Hardware lieber „eine Nummer größer“, denn Praxen arbeiten oft mit mehreren Programmen parallel.
c) Die Telematikinfrastruktur (TI)
Für alle Kassenpraxen ist die TI verpflichtend. Sie benötigen:
eHBA
SMC-B
Konnektor (lokal oder cloudbasiert)
Kartenterminals
VPN-Zugangsdienst
Dienstleister übernehmen den Anschluss – aber Sie sollten wissen, dass TI-Probleme zu den häufigsten Störfaktoren in Praxen gehören. Verlässliche Partner sind hier Gold wert.
3. Cloud oder Server? Eine der wichtigsten Entscheidungen
Eine der größten strategischen Fragen lautet: Cloud oder lokaler Server?
Option 1: Lokaler Server
Vorteile:
volle Kontrolle
hohe Geschwindigkeit im lokalen Netzwerk
unabhängig von Internet-Störungen
Nachteile:
höhere Anschaffungskosten
regelmäßige Wartung nötig
hoher Aufwand bei Sicherheitsupdates
Ausfälle betreffen die komplette Praxis
Option 2: Cloud-Lösung
Vorteile:
keine Hardware-Wartung
automatische Updates
hohe Sicherheit durch professionelle Rechenzentren
Zugriff von überall (z.B. Homeoffice, Zweitpraxis)
Nachteile:
abhängig von stabiler Internetverbindung
oft laufende Kosten statt Einmalinvestition
nicht jede Praxissoftware ist cloudfähig
Tipp:
Wenn Sie langfristig modern und flexibel arbeiten möchten, ist die Cloud oft die bessere Lösung – vorausgesetzt, das System ist zertifiziert und DSGVO-konform.
4. IT-Sicherheit und Datenschutz – oft unterschätzt, aber absolut zentral
Als Arzt oder Zahnärztin arbeiten Sie mit hochsensiblen Daten. Entsprechend streng sind die Vorgaben.
Folgende Bausteine sind Pflicht oder extrem empfehlenswert:
verschlüsselte Datenspeicherung
starke Firewall
regelmäßige Backups, idealerweise 3-stufig (lokal, extern, Cloud)
Zero-Trust-Ansätze für Zugriffsrechte
Mitarbeiter-Schulungen zum Datenschutz
Passwort-Policy und Multi-Faktor-Authentifizierung
abgesichertes Praxis-WLAN
Updates und Patches ohne Verzögerung
Das Risiko wird häufig unterschätzt:
Eine einzige Datenpanne oder ein Hackerangriff kann Ihre Praxis tagelang lahmlegen – und hohe Kosten verursachen.
5. Medizintechnik & Geräteanbindung: Der unterschätzte Komplexitätsfaktor
Je nach Fachrichtung müssen zahlreiche Geräte angebunden werden:
Röntgen
OPG / DVT
Ultraschall
EKG
Laborgeräte
Steri-Dokumentation
Intraoralkameras (Zahnärzte)
Viele Gründerinnen und Gründer erleben hier Überraschungen – zum Beispiel, dass teure Geräte nicht mit der gewählten Software kompatibel sind.
Planen Sie unbedingt:
passende Schnittstellen
einheitliche Bildarchive (z.B. PACS)
eine stabile Netzwerkstruktur
ausreichend Bandbreite
Gerade bei digitalen Röntgensystemen ist Performance ein entscheidender Faktor.
6. Digitale Prozesse & Patientenerfahrung: Was heute Standard ist
Patientinnen und Patienten erwarten heute digitale Lösungen. Dazu gehören:
Online-Terminbuchung
digitale Anamnese- und Aufklärungsbögen
automatisierte Terminerinnerungen
digitale Befundübermittlung
digitale Rechnungs- und Mahnprozesse
Videosprechstunde
digitale Bezahlmöglichkeiten
In der Praxis selbst werden außerdem immer mehr Workflows digitalisiert:
interne Kommunikation (z. B. Aufgaben- oder Nachrichten-Tools)
digitale Hygienedokumentation
digitale Qualitätsmanagementsysteme
digitale Dokumentenkameras für Beratungsgespräche
Diktier- und Spracherkennungssysteme
Mit einer guten IT sparen Sie täglich Zeit – und verbessern die Patientenerfahrung spürbar.
7. Wie Sie die IT richtig planen – die wichtigsten Praxistipps
Damit Ihre Praxis-IT von Anfang an stabil läuft, orientieren Sie sich an diesen Grundsätzen:
Tipp 1: Holen Sie früh einen spezialisierten IT-Dienstleister ins Boot
Die IT ist kein Bereich, den man „nebenbei“ planen kann. Ein guter Dienstleister versteht Praxisabläufe, Geräteanbindungen und TI-Anforderungen.
Tipp 2: Planen Sie mindestens 3–6 Monate Vorlauf
Besonders in der TI und bei Hardware-Lieferzeiten kommt es regelmäßig zu Verzögerungen.
Tipp 3: Legen Sie Wert auf Dokumentation
Eine gut dokumentierte IT wird später viel einfacher zu warten.
Tipp 4: Rechnen Sie realistisch mit Kosten
Für eine moderne Praxis sollten Sie zwischen 25.000 und 60.000 Euro einplanen – je nach Fachrichtung und Ausstattung.
Tipp 5: Schulen Sie das Team regelmäßig
Viele IT-Probleme entstehen nicht durch schlechte Technik, sondern durch ungeschulte Anwender.
8. Fazit: Eine gute IT ist keine Option – sie ist Ihre Basis
Die IT entscheidet über Effizienz, Sicherheit und Stabilität Ihrer Praxis. Wenn Sie frühzeitig planen, die richtigen Systeme auswählen und mit professionellen Partnern arbeiten, legen Sie den Grundstein für eine reibungslos funktionierende Praxis.
Und das Beste: Eine gut aufgebaute IT zahlt sich jeden einzelnen Tag aus – für Sie, Ihr Team und Ihre Patientinnen und Patienten.
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